Wiebke Siem / Manfred Holtfrerich
Ausstellung
18. Februar – 15. April 2017
Wiebke Siem Die Böse Farbe, 2007
Den Titel hat diese Installation nach dem gleichnamigen Lied von Franz Schubert aus dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“, in dem ein junger Mann seine Liebe findet, sie wieder verliert und seinem Leben aus Verzweiflung ein Ende setzt “ ….ich möchte die grünen Blätter all pflücken von jedem Zweig, ich möchte die grünen Gräser all weinen ganz totenbleich….“ Der Zyklus gehört in seinem Ernst und seiner Todessehnsucht zum Standard-Konzertrepertoire des europäischen Bildungsbürgers. Einen Sänger am Flügel stehend die Lieder mit Ernst vortragen zu sehen, hat dennoch für den Außenstehenden, nicht „gebildeten“ Zuschauer eine gewisse Komik.
Eine Komik hat die Szene auch durch die vornüber gefallene, auf dem Tisch liegende kopflose Figur. Der umgestoßene Stuhl ist ein Motiv, das
wir aus der Genremalerei eines Jan Steen oder William Hogarth kennen, Indiz für eine – meist im Saufgelage oder Streit – aus den Fugen geratene Ordnung.
„Figurenbilder“
Laserpigmentdrucke auf Papier, kaschiert auf MDF, auf Holzkonstruktion, 180 x 127 x 6 cm und 150 x 100 x 10 cm, 15 Motive, Ausgangspunkt und Arbeitsmaterial der Werke bilden Fotografien von 1868, Format 6 x 9 cm, mit Abbildungen von Arbeitern verschiedener Gewerke einer Zinkhütte aus der Wallonie/Belgien.
Sie wurden in einem Fotostudio aufgenommen für ein Album als Geschenk der damaligen Mitarbeiter für ihren Hüttendirektor.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog Im Textem Verlag von 300 Exemplaren, sowie eine Vorzugsausgabe von 10 nummerierten und signierten Exemplaren mit einem Laserpigmentdruck im Format 60 x 40 cm, kaschiert auf Holz und Holzkonstruktion
»In Kunstwerken geht es nicht um irgendetwas, sondern es zeigt sich irgendetwas, in dem es um etwas gehen kann«
Günter Figal
Die Bilder zeigen Menschen in Arbeitskleidung, in der Hand ein Werkzeug als Hinweis auf ihren Beruf. Gleichzeitig mit ihrer Darstellung als Bild eines Industriearbeiters zeigen die Abgebildeten sich selbst mit dem Ausdruck: Hier bin ich, so sehe ich aus, sieh mich an.
Indem sie so erscheinen, sind sie mehr als nur ihr Bild. Sie stehen uns gegenüber und zeigen sich uns als Mensch, über ihr Abbild und ihre Tätigkeit hinaus.
»Indem etwas erscheint, zeigt es sich, durch das Erscheinen erfüllt sich das Zeigen«
Günter Figal