Evelyn Möcking / Daniel Nehring

VERANSTALTUNGS HINWEIS:
Yvonne Bialek im Gespräch mit
Evelyn Möcking und Daniel Nehring

Einladung zu einem Abend in der Galerie für Gegenwartskunst

am 27.6.2016 um 20.00 Uhr

WERMUT
EVELYN MÖCKING / DANIEL NEHRING
28.05. BIS 02.07.2016
Galerie für Gegenwartskunst

Pergamentartige Bänder, die an der Wand herunterfließen. Ein prägnanter Geruch, der
einem in die Nase steigt. Mittels präparierter Rinderdärme, ursprünglich für die natürliche
Herstellung von Fleisch- und Wurstprodukten gedacht, stellt Evelyn Möcking mit Kranz
(2016) Fragen nach seiner Natürlichkeit und seiner Verwertung. So kühl wie ihre Herkunft
arbeitet sie an diesen weiter, löst seine organische Form auf und überführt – wie nebenbei –
das Schreckliche in Schönheit. Dann wird auch die Hühnerhaut, als Bildobjekt in eine
Geometrie gezwungen und mit gefärbtem Wachs versehen, zu einem ästhetischen Träger;
eröffnen sich hinter dem Handwerk der Präparation und der klassischen Konservierung
historische Dimensionen, die vom Kommen und Gehen erzählen. Gleichfalls Evelyn Möcking
dieses beherrscht, fordert Daniel Nehring den Widerstand von Stahl, Bronze und Gips
heraus. Dieser Überwindung widersetzt sich der Bock (2016), versperrt er doch schwer und
starr den Türrahmen zwischen zwei Räumen. Die bedrohliche Überdimensionalität der
Nähmaschinen eines Konrad Klapheck erinnernd, wischt die Größe jegliche Möglichkeit fort,
das als Hindernis platzierte Hindernis mit physischer Kraftanstrengung zu bezwingen – eine
Erlösung vom beklemmenden Gefühl, das ein Turnbock bei wohl jedem auszulösen vermag.
Der Bezug zum menschlichen Körper nimmt auch die Rauminstallation vor dem Bock auf.
Das Ensemble der neun über der Fußleiste befestigten Wandarmierungen aus Stahl und der
daran befestigten weißen Gurte lassen an gewaltsame Fixierungen denken und provozieren
gleichzeitig nur den Anschein von Funktionalität, denn sie bestehen lediglich aus schlaffem
PVC. Was passiert, wenn Materialkombinationen aktiv aufeinander reagieren? Wenn der Künstler
einen Prozess in Gang setzt, mit offenem Ausgang und die einzelnen Bestandteile das
Erscheinungsbild der Skulptur selbst organisieren? So Daniel Nehrings Kern (2016), ein
Objekt mit Molekularstruktur, bei dem Stahlpartikel im Gips zu rosten beginnen. Oder wie bei
den Bronzegüssen skelettierter Hufen (2016), die der Künstler mit einer Patina versehen hat.
Während des Oxidationsprozesses entstehen Salzablagerungen, die über das aufdringliche
Erscheinungsbild einer Vagina hinwegzutäuschen vermögen. Mit Evelyn Möckings
Zeichnungen (2016) wird solch ein Ausbreiten tierischer Öle auf Papier dokumentiert, deren
Fließbewegungen sichtbar gemacht.
In Assoziation zu Wermutstropfen, fasst der Ausstellungstitel WERMUT zusammen, was sich
bei aller Anmut der Werke beider Künstler merklich macht: diese feine Spur von Schmerz,
Ekel und Brutalität.

Christina Möcking, München, Juni 2016

wermut22

im Vordergrund: Daniel Nehring, Bock (Umwurf), Detail, hier 2 Trichter, 2016, Stahlblech, Glas, Gips, Rost, Salz, Maße variabel an der Wand links: Evelyn Möcking, O.T., 2014, präparierte Hühnerhaut, gefärbtes Wachs auf Styroporträger, 30 x 24,5 x 4 cm an der Wand rechts: Daniel Nehring, Hufen, 2016, Bronze, Salz, 11,5 x 9 x 8,5 cm

im Vordergrund: Daniel Nehring, Bock (Umwurf), Detail, hier 2 Trichter, 2016, Stahlblech, Glas, Gips, Rost, Salz, Maße variabel
an der Wand links: Evelyn Möcking, O.T., 2014, präparierte Hühnerhaut, gefärbtes Wachs auf Styroporträger, 30 x 24,5 x 4 cm
an der Wand rechts: Daniel Nehring, Hufen, 2016, Bronze, Salz, 11,5 x 9 x 8,5 cm

links: Evelyn Möcking, Oryx, 2015, Bronze, 0,06 x 2,25 x 0,06 m  rechts: Daniel Nehring, O.T., (3 Naturstudien), 2016, Tusche auf Folie, 21 x 14 cm

links: Evelyn Möcking, Oryx, 2015, Bronze, 0,06 x 2,25 x 0,06 m
rechts: Daniel Nehring, O.T., (3 Naturstudien), 2016, Tusche auf Folie, 21 x 14 cm

Evelyn Möcking, O.T., 2014, präparierte Hühnerhaut, gefärbtes Wachs auf Styroporträger, 30 x 24,5 x 4 cm

Evelyn Möcking, O.T., 2014, präparierte Hühnerhaut, gefärbtes Wachs auf Styroporträger, 30 x 24,5 x 4 cm

Daniel Nehring, Bock (Umwurf), Detail, hier 2 Trichter, 2016, Stahlblech, Glas, Gips, Rost, Salz, Maße variabel

Daniel Nehring, Bock (Umwurf), Detail, hier 2 Trichter, 2016, Stahlblech, Glas, Gips, Rost, Salz, Maße variabel

Daniel Nehring, Hufen, 2016, Bronze, Salz, 11,5 x 9 x 8,5 cm

Daniel Nehring, Hufen, 2016, Bronze, Salz, 11,5 x 9 x 8,5 cm

Im Vordergrund: Daniel Nehring, Bock (Umwurf), 2016, Stahl, 1,80 x 1,55 x 1,10 m Im Hintergrund: O.T., 2016, Stahl, PVC, Maße variabel

Im Vordergrund: Daniel Nehring, Bock (Umwurf), 2016, Stahl, 1,80 x 1,55 x 1,10 m
Im Hintergrund: O.T., 2016, Stahl, PVC, Maße variabel

Daniel Nehring, OT., Detail, 2016, Stahl, PVC, Maße variabel

Daniel Nehring, OT., Detail, 2016, Stahl, PVC, Maße variabel

rechts: Evelyn Möcking, Kranz, 2016, 150 m Rinderdarm, präpariert, 3,30 x 1,25 x 0,20 m links: 3 Zeichnungen: Klauenöl 01/2016, Lachsöl 01/2016, 02/2016, je 65 x 50 cm im Hintergrund: Daniel Nehring, Kern, 2016, Gips, Stahlstaub, Plextol, 36 x 24 cm

rechts: Evelyn Möcking, Kranz, 2016, 150 m Rinderdarm, präpariert, 3,30 x 1,25 x 0,20 m
links: 3 Zeichnungen: Klauenöl 01/2016, Lachsöl 01/2016, 02/2016, je 65 x 50 cm
im Hintergrund: Daniel Nehring, Kern, 2016, Gips, Stahlstaub, Plextol, 36 x 24 cm

Evelyn Möcking, Kranz, 2016, 150 m Rinderdarm, präpariert, 3,30 x 1,25 x 0,20 m

Evelyn Möcking, Kranz, 2016, 150 m Rinderdarm, präpariert, 3,30 x 1,25 x 0,20 m